Die Villa Merkel wird 1872/73 nach Entwürfen des Stuttgarter Architekten Otto Tafel für den Unternehmer Oskar Merkel errichtet. Seit 1973 wird das Gebäude als Galerie der Stadt Esslingen am Neckar genutzt. Gezeigt werden in wechselnden mono-
grafischen sowie thematischen Ausstellungen Positionen jüngerer, internationaler Gegenwartskunst.

Oskar Merkel steht stellvertretend für einen Personenkreis, der während des 19. Jahrhunderts „zu den tonangebenden Männern des Gemeindewesens & gesellschaftlichen Lebens der Stadt aufstieg" (J. Fekete, in der Broschüre "Die Villa Merkel in Esslingen"). Die Firma Merkel & Kienlin (vor 1891 Merkel & Wolf) zählt mit dem renommierten Produkt "Esslinger Wolle" bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts zu den bedeutenden Vertretern württembergischer Textilindustrie.

Entsprechend der für die Gründerzeit symptomatischen Tendenz, aus der Enge der Stadt ins Grüne zu ziehen, lässt Oskar Merkel sein Wohnhaus im Stil der Neurenaissance neben der bereits bestehenden Bahnlinie in einem Landschaftsgarten errichten. 

Zugleich weist er sich mit der Standortwahl in unmittelbarer Nachbarschaft zur pulsierenden Verkehrsader als fortschrittlich orientiert und aufgeschlossen aus. 

Gleiches gilt auch bezüglich der Materialwahl: nicht nur die Bauzier, sondern im Wesentlichen das ganze Gebäude besteht aus „Portland-Cement“ und ist damit ein herausragendes bautechnisch experimentelles Beispiel früher Wohnhäuser aus Beton.

Der Eingang der Villa Merkel liegt auf der Nordseite und ist der Bahn aber auch der Stadt zugewandt. Der eingestellte Portikus schafft eine stimmige Verbindung zwischen Innen- und Außenraum.

Die dem Park und dem Neckar zugewandte Südseite besitzt einen Standerker. Auf der Westseite ergänzt ein zweigeschossiger, oben teils verglaster Wintergarten das Hauptgebäude.

Ebenfalls über zwei Geschosse erstreckt sich die mit einem stark ornamentalen Boden versehene Eingangshalle, die über eine umlaufende Galerie im ersten Stock verfügt. Sie ist durch ein Glasdach gedeckt, durch das Tageslicht einfällt. Die Säulen der Halle und ihrer Galerie sind der ionischen und korinthischen Ordnung nachempfunden.