12. Oktober 2014 – 11. Januar  2015

 

Obsessionen und surreale Welten

Arbeiten aus der Graphischen Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar

 

Bahnwärterhaus

 

Eröffnung: Sonntag, 12. Oktober 2014, 11 Uhr

 

Das Unbewusste zu Papier bringen und mehrdeutige, surreale Bildwelten entwerfen: Die Galerien der Stadt Esslingen präsentieren im Bahnwärterhaus einen Querschnitt von Zeichnungen, Druckgrafiken und Fotografien aus der Graphischen Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar. Bis heute gerät die künstlerische Beschäftigung mit der Wirklichkeit mitunter ins Surreale oder Obsessive.

 

Die Ausstellung erkundet fantastische Welten zwischen Realität und Traum. Ob irrational oder mystisch, obsessiv oder träumerisch, neurotisch oder provokativ – die künstlerischen Haltungen verdanken sich alle zugespitzten Herangehensweisen. Werke des 20. Jahrhunderts z. B. von Hans Bellmer, Lovis Corinth oder Wols treten mit Arbeiten aktueller Positionen der internationalen Gegenwartkunst, etwa von Damien Deroubaix, Michael Bauer oder Melanie Smith, in Beziehung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Spektrum der künstlerischen Sprachen reicht von der Unheimlichkeit wirklichkeitsgetreuer Situationen bis zu obsessiven Verfremdungen menschlicher Eindrücke.

 

Insbesondere anhand der Erwerbungen der letzten Jahre bietet die Schau ungeahnte Einblicke in die Graphische Sammlung der Stadt. Schätze des 20. und 21. Jahrhunderts kommen ans Licht. Die Ausstellung steht in einer Reihe von Sammlungspräsentationen wie „Volker Böhringer: Industriegrafiken“ (2006), „Das alles auf Papier!“ (2007), „kein licht für wen“ (2008) und „Heribert Friedland. Tuschen und Aquarell im Dialog mit Werken der Graphischen Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar“ (2008).

 

Kuratiert von Andreas Baur und Tina Plokarz

Sarah Jones<br/>The Bedroom, 2002<br/>C-Type-Print auf Aluminium, 130 x 170 cm<br/>Graphische Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar

Meret Oppenheim<br/>Steine - Schwarze Tropfen, 1974<br/>Radierung auf 250g Arches Papier, 66 x 50 cm<br/>Graphische Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar

Edvard Munch<br/>Sommernacht, 1895<br/>Radierung auf Büttenpapier, 43,9 x 55,4 cm<br/>Graphische Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar

Damien Deroubaix<br/>Roots, 2008<br/>Holzschnitt auf Bütten, 160 x 122 cm<br/>Graphische Sammlung der Stadt Esslingen am Neckar


 

11. Oktober 2014  – 23. November 2014

 

Gastausstellung des Esslinger Kunstvereins

Tobias Rehberger

 

Eröffnung: Freitag, 10. Oktober 2014, 19 Uhr

 

www.esslinger-kunstverein.de


 

29. Juni 2014 – 21. September 2014

 

Andreas Schulze 

 

Eröffnung: Sonntag, 29. Juni 2014, 11 Uhr

 

Andreas Schulze entwickelt seine überaus eigenständige malerische Haltung in den 1980er Jahren und profiliert diese seither stetig. Zunächst arbeitet er im Kreis der Kölner Gruppe Mülheimer Freiheit und der so genannten Jungen Wilden. Doch früh distanziert er sich von deren expressiven, spontanen und subjektiven Duktus. Seine Position in der Malerei der Gegenwartskunst ist einzigartig.


Die Einzelausstellung in der Esslinger Villa Merkel wird konzeptionell zweigeteilt aufgebaut sein. Für das Erdgeschoss der Villa Merkel entwirft Andreas Schulze eine großformatige räumliche Installation und „möbliert“ dieses Geschoss des ehemaligen Wohngebäudes durch malerische Interventionen. Wie bei allen seinen Installationen werden dabei die Themen der Gemälde Andreas Schulzes in den Ausstellungsraum erweitert. Gefundene Objekte sind einbezogen wie auch eigene Skulpturen und Lampen. Faktischer und fiktionaler Raum erscheinen miteinander verwoben. Etabliert werden komplexe Beziehungen zwischen profanen Objekten und ornamentalem Dekor, zwischen unkonventionellem Lebensstil und bürgerlicher Normalität. Andreas Schulzes melancholische Landschaften und Interieurs vermitteln Behaglichkeit und Bedrohung zugleich, thematisieren das das Streben der Gesellschaft nach Sicherheit und Komfort wie auch die Entfremdung des „Privaten“, in welcher das bürgerliche Bedürfnis auf Harmonie sich als eng und restriktiv herausstellt. Und immer geht es mit einem gehörigen Augenzwinkern und tiefgründigem Humor zur Sache.

 

Gunter Reski schreibt, „Andreas Schulzes Malerei hat vermeintlich viel mit naivem Charme zu tun. Der kommt mit einer verblüffenden Nonchalance daher.

 

 

 

 

 

 

 

 

Andreas Schulze ist wahrscheinlich einer der wenigen, die per amüsiertem Achselzucken malen können. Sehr einfach und sehr lässig. So ein bisschen wie die fröhliche Pubertät auf dem Weg zur Abstraktion oder auch beim angeschickerten Nachhauseweg von dort zurück… Seinen ultimativen Stil hat Andreas Schulze schon zu Studentenzeiten aus dem Hut gezaubert und ist ihm einfach konsequent treu geblieben. Bezaubernd abstrahierende Vereinfachungen der Alltagswelt, die weder den metaphysischen Hoch- noch Tiefbau in der bildlichen Repräsentation bemühen müssen. Ich habe ihn irrtümlich einfach nur für den weltbesten Erbsenmaler gehalten… Menschendarstellungen kommen nicht vor. Es sind Anmutungen von hübsch entkernten Lebensräumen a la broken home stories, deren nicht gezeigte Bewohner vielleicht ähnlich viele Handicaps und Leerstellen aufweisen, so dass man sie lieber gar nicht erst zeigen mag. Dagegen dürfen Marsriegel, Obst, Pflastersteine, Solarien, Geschirr, und jede Menge flott schattierte geometrische Grundformen seine geschmackig sphärischen Farbverläufe im Hintergrund bevölkern… Die radikale Simplizität dieser Bildsettings ist nach wie vor erfrischend. Schulzes befreiende Veralberung eines letztlich klerikalen Reduktionismus, nicht nur aus Amerika, hat die Stärke, dass seine essentiellen Albernheiten nicht im flachen Fahrtwasser der Parodie oder Scharade baden gehen. Schwer zu sagen, wie er das hinbekommt.“

 

Die Ausstellung reist in modifizierter Form an das Kunstmuseum Bonn und im Anschluss an das Kunstmuseum St. Gallen.

Andreas Schulze<br/>Installationsansicht bei Sprüth Magers London, 2009<br/>Andreas Schulze / Team Gallery, New York / Sprüth Magers, Berlin/London

Andreas Schulze<br/>Ohne Titel (Nebel im Wohnzimmer), 2013<br/>Acryl auf unbehandeltem Stoff<br/>200 x 540 cm (2teilig)<br/>Andreas Schulze / Team Gallery, New York / Sprüth Magers, Berlin/London<br/>Foto: Mareike Tocha

Andreas Schulze<br/>Installationsansicht bei Sprüth Magers London, 2013<br/>Andreas Schulze / Team Gallery, New York / Sprüth Magers, Berlin/London<br/>Foto: Steven White


 

Merkelpark

29. Juni 2014 - 21. September 2014

 

Ida Ekblad und Les Frères Chapuisat

 

Sonntag, 29. Juni 2014, 11 Uhr, Eröffnung

 

Die Installationen von Ida Ekblad und Les Frères Chapuisat sind Teil der Veranstaltungsreihe „Offenbar – Interreligiöse Kulturtage Esslingen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

am Neckar“ und Esslinger Beiträge zum Projekt „Garten Eden“ der KulturRegion Stuttgart.

Ida Ekblad<br/>How to Fall Off a Horse, 2011<br/>Stahl, Farbe, 182,5 x 296,5 cm<br/>Sammlung Migros Museum für Gegenwartskunst<br/>Foto: Stefan Altenburger Photography, Zurich<br/>Copyright VG Bild-Kunst

Les Frères Chapuisat<br/>Point de vue naturel, 2011<br/>Holz und stählernde Spiegel<br/>Installation im FACM, Meyrin / Genf<br/>Courtesy der Künstler


 

Debutausstellung im Bahnwärterhaus

3. Mai 2014 – 15. Juni 2014

 

Byung Chul Kim – Von Oma bis Nietzsche

 

Eröffnung: Freitag, 2. Mai 2014, 19 Uhr

Finissage: Sonntag, 15. Juni 2014, 11 Uhr

 

Byung Chul Kim zeichnet. In seinen neuen, teils großformatigen Arbeiten visualisiert er Geschichten und Gedanken. Es sind philosophisch subtile Zeichnungen. Die Finesse in der zeichnerischen Ausführung entspricht der Feinheit der dargestellten Gedanken. Zugleich wirken die minutiös und sorgfältig ausgearbeiteten Zeichnungen als Antithese zur Schnelllebigkeit von Moden und Trends.

 

Der Betrachter kann lange schauen und staunen, ins Nachdenken geraten beim Nachvollzug dessen, was sich ihm bietet. Mit viel Humor und Scharfsinn öffnet Byung Chul Kim einen Raum voller Fantasie und gelegentlich abseitiger Gedankenspiele.

 

Bilder und sie begleitende textliche Notationen greifen in den storyboardgleichen Zeichnungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

auf selbstverständliche Weise ineinander. Parabeln werden abgewandelt: Mit Bildern und durch Bilder erzählt der Künstler eine Geschichte, oder er macht einen Gedanken anschaulich, der sich langsam eröffnet und umso länger wirkt.

 

Byung Chul Kim, geboren in Süd-Korea, studiert zunächst an der ChuGye University of the Arts in Seoul, bevor er 2002-2011 ein Studium der Freien Kunst mit dem Schwerpunkt Bildhauerei und Neue Medien bei Christian Jankowski an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart absolviert.

 

Die Ausstellung wurde realisiert in Kooperation mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

 

Byung Chul Kim<br/>Die ewige Wiederkehr des Gleichen, 2014<br/>Bleistift auf Papier, Detail

Byung Chul Kim<br/>Das Zittern des Baumes, 2014<br/>Bleistift auf Papier, Detail

Byung Chul Kim<br/>Stein, 2014<br/>Bleistift auf Papier

Byung Chul Kim<br/>Stein, 2014<br/>Bleistift auf Papier, Detail

Byung Chul Kim<br/>Stein, 2014<br/>Bleistift auf Papier, Detail

Byung Chul Kim<br/>Stein, 2014<br/>Bleistift auf Papier, Detail

In Kooperation mit


 

9. März 2014 – 8. Juni 2014

 

HAMISH FULTON – WALKING TRANSFORMATION

 

Eröffnung: Sonntag, 9. März 2014, 11 Uhr

 

Hamish Fulton, der 1946 in London geborene Künstler, arbeitet an einem überaus eigenständigen Werk. Es ist, nachgerade poetisch und zeugt von einer profilierten, authentischen und weltoffenen Haltung.

 

Hamish Fulton überführt seit gut 40 Jahren das „Gehen“ in eine neue Kunstform: die Walks. Gehend schafft er Kunstwerke. Auf allen Kontinenten der Erde unternimmt er Walks, etwa „From Coast to Coast“ über die Inseln Großbritanniens. Die dabei gemachten Erfahrungen transformiert Hamish Fulton. Auf Basis von Aufzeichnungen und Fotos, während der Walks gesammelt, entwirft er Wandzeichnungen, Wandbilder, Fotografien, Texte oder auch Objekte. Sie lesen sich als allgemeingültig künstlerische Formen der Verdichtung der Erscheinungsvielfalt ursprünglicher und unmittelbarer Beziehungen des Menschen zur Erde, doch zugleich als passiver Protest gegen urbane Gesellschaften, die Menschen der Natur entfremden. „No Walk, no Art“, sympathisch kompromisslos beschreibt Hamish Fulton seine Arbeitsweise.

 

Schon den Walk selbst begreift er als Werk. Es konstituiert sich in den Polen von Anspannung und Entspannung, von Konzentration und Ablenkung, von Anstrengung und Erholung, von Erfahrung und Erlebnis. Hamish Fulton sucht Einsichten, nicht Aussichten. Das Gehen ist für ihn auch eine Form der Vergewisserung der eigenen Person.

 

 

 

 

 

 

 

 

So stellt sich der Künstler für die Walks je neue Aufgaben. Einmal bewegt er sich mit meditativer Gelöstheit tagelang durch Schottland, einmal geht er im Himalaya über Wochen an seine körperlichen Grenzen, einmal zählt er mit der Genauigkeit des Landvermessers jeden Schritt eines Tages: 33.210 waren es am 10. Oktober 1991 bei einem Walk um den Berg Hiei in Japan – eine Wanderung, die er später in ein dichtes grafisches Bild aus ebenso vielen Punkten übersetzt.

 

Seine vielfältigen Erfahrungen gibt der Künstler bei exakt geplanten und choreografierten thematischen Walks auch an das Publikum weiter. Im japanischen Kitakyushu bezog Hamish Fulton erstmals im Jahr 1994 mit einem Group Walk weitere Personen in seine Arbeit aktiv mit ein. Seither wurden weltweit eine Vielzahl solcher die Welt erschließenden und kulturell verbindenden Group Walks mit Beteiligung vieler Personen realisiert.

 

Der Esslinger Ausstellung voraus gehen Walks in Indien. Sie werden den Nukleus der Ausstellung bilden, ergänzt durch einige Werke vergangener Aktionen. Weit mehr als die Hälfte der Arbeiten der Esslinger Ausstellung werden eigens aus ihrem Anlass neu entstanden sein. 

 

(Vgl. Laudatio von Freddy Langer: "Im Zweifelsfalle weiterwandern. Ein Spaziergang mit Hamish Fulton", Berg.Welten, 2010)

Hamish Fulton<br/>Himalaya Snow Mountains, 2012<br/>Wandbild<br/>Courtesy Hamish Fulton / Häusler Contemporary München

Zürich

Hamish Fulton<br/>7 pieces of wood. Kagoshima, Japan 2006<br/>Bemaltes Holz mit Text, 12 x 22,5 cm<br/>Courtesy Hamish Fulton / Häusler Contemporary München

Zürich

Hamish Fulton<br/>Installationsansicht Villa Merkel 2014<br/>Courtesy Hamish Fulton / Häusler Contemporary München

Zürich<br/>Foto: Daniela Wolf

Hamish Fulton<br/>The Way. Japan 1996<br/>Wandbild<br/>Installationsansicht Villa Merkel 2014<br/>Foto: Daniela Wolf

Hamish Fulton<br/>The South Face. Bolivia 2012<br/>Wandbild, Installationsansicht Villa Merkel 2014<br/>Foto: Daniela Wolf

Hamish Fulton<br/>Walk 2: Margate Sands, 2010<br/>Videostill, Courtesy Hamish Fulton / Häusler Contemporary München

Zürich<br/>Foto: Dan Bass


 

Debutausstellung im Bahnwärterhaus

 

9. März 2014 – 21. April 2014

Sascha Patzig

Tod Jenseits Auferstehung (Liebe)

 

Der Maler und Elektrotechniker Sascha Patzig, geboren 1979 in Freiberg/Sachsen, scheut sich in seinem neuen Bilderzyklus „Tod Jenseits Auferstehung (Liebe)“ nicht vor einer Sensibilität, die die Stimmungen und Veränderungen in unserem Bewusstsein aufspürt.

 

Phänomene eines nichtausschlagbaren künstlerischen Erbes weiß er mit malerischen Zitaten in einen neuen Kontext zu stellen und ziert sich trotz leichtfüßiger Ironie nicht vor existenziell-moralischen Impulsen. Das Projekt untersucht die Beziehungen von Malerei zum allgemeinen Bewusstsein und zu einem Wissen der Bilder.

 

 

 

 

Preview:  Freitag, 7. März 2013, 19 Uhr

Eröffnung: Sonntag, 9. März 2014, 11 Uhr

 

 

Die Eigenwilligkeit der assoziationsreichen Bildideen und die Reduktion auf die Strategie der Farbe, gibt der Form den Inhalt und sogleich dem Inhalt eine Form. Diese Serie von Bildern versucht, den ästhetischen Kern von Malerei zu destillieren, indem malerische Leerstellen erzeugt werden.

 

Der Maler verneigt sich mit dieser Herangehensweise vor der Malerei in ihrer reinsten Form.

 

Die Debutausstellung ist realisiert in Kooperation mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Sascha Patzig<br/>Tod Jenseits Auferstehung (Liebe), Installationsansicht, Foto: Daniela Wolf

Sascha Patzig<br/>Tod Jenseits Auferstehung (Liebe), Installationsansicht, Foto: Daniela Wolf

Sascha Patzig<br/>Tod Jenseits Auferstehung (Liebe), Installationsansicht, Foto: Daniela Wolf

In Kooperation mit


 

15. Dezember 2013 – 16. Februar 2014

 

Wozu Bilder?

Gebrauchsweisen der Fotografie

 

Eröffnung: Sonntag, 15. Dezember 2013, 11 Uhr

 

„Wozu Bilder?“ – eine in heutiger Zeit geradezu radikale und zugleich kesse Frage. Die Ausstellung gleichen Titels thematisiert die überaus vielfältigen Gebrauchsweisen der Fotografie anhand von 400 herausragenden, auch skurrilen, gelegentlich abseitigen doch immer überraschenden Aufnahmen aus einer namhaften Privatsammlung Süddeutschlands.

 

„Die Welt nach Hause bringen“; „Gedenken“; „Klassifizieren“; „Dokumentieren“; „Erregen“ – so lauten einige wenige der Topoi, die Beispiele historischer Fotografie zu inhaltlichen Bilder-Tableaus gruppieren.

 

„Wozu Bilder? Gebrauchsweisen der Fotografie“ in der Villa Merkel dreht die gewohnten Perspektiven auf das Medium um. Die Exponate sind nicht danach ausgewählt, was auf ihnen zu sehen ist oder welche Sujets sie bieten, sondern vielmehr nach ihren Gebrauchs- und Verwendungsformen, die in großer Breite sichtbar werden. Etwa, dass mit Hilfe der Fotografie Natur erforscht oder verklärt werden kann, Menschen erinnert werden oder ihnen polizeilich nachgespürt wird. Unter der Rubrik „Scherzen“ findet sich Unterhaltsames. Bilder, die amüsieren, die zum Lachen anregen. Sie hat es bereits vor Erfindung der Fotografie gegeben.

 

 

 

 

 

 

 

 

Doch erst die Fotografie macht es möglich (Montage/Mehrfachbelichtung/...) eine Dame eine Schachpartie gegen sich selbst austragen zu lassen. Die Fotografie hat die Fähigkeit, das Unmögliche glaubwürdig erscheinen zu lassen...

 

Ausstellung und Katalog gehen zurück auf ein Projektseminar an der Universität Konstanz, das unter der Leitung von Bernd Stiegler und Felix Thürlemann im Wintersemester 2012/13 und Sommersemester 2013 stattfand.

 

Die Realisierung der Ausstellung und der Publikation Wozu Bilder? Gebrauchsweisen der Fotografie wurde großzügig gefördert durch Mittel des Innovationsfonds Kunst des Landes Baden-Württemberg und des im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder eingerichteten Exzellenzclusters der Universität Konstanz Kulturelle Grundlagen von Integration.

Fotograf unbekannt<br/>Zwei japanische Damen, um 1880<br/>Kolorierter Albumin-Abzug<br/>26 x 20,8 cm<br/>Privatsammlung

Fotograf unbekannt<br/>„Liebling – Kalbe. Lotte - Kalbe“, aus der Reihe „Fünf Paare von Ochsen, Färsen und Kälbern“ ausgezeichnet an der Berliner Mastvieh-Ausstellung 1881 und 1884, 1881/84<br/>Albumin-Abzug<br/>16,5 x 20 cm bzw. ca. 17 x 25 cm<br/>Privatsammlung

Charles Infroit<br/>Röntgenaufnahme eines Tierembryo „Kalb“ (zugleich Angiogramm: Blutgefäße und innere Organe durch Kontrastmittel sichtbar gemacht), um 1900<br/>Verkleinerte Positivkopie<br/>13 x 18 cm <br/>Privatsammlung

Fotograf unbekannt<br/>Steckbrief des F.B.I. “George Kovalik”, 1947<br/>20,3 x 20,3 cm<br/>Privatsammlung

Fotograf unbekannt<br/>Lokomotiven der Firma Manning & Wardl, Leeds „Class H“, 1867<br/>Albumin-Abzug<br/>ca. 28 x 21 cm<br/>Privatsammlung

Fotograf unbekannt<br/>Die Royal European Midgets mit dem Schausteller Johnny J. Jones und seinem Impresario, um 1927<br/>Silbergelatine-Abzug<br/>18,5 x 23,2 cm<br/>Privatsammlung

Gefördert aus den Mitteln des Innovationsfonds Kunst

 


 

15. Dezember 2013 – 16. Februar 2014

 

Stefan Panhans

Schnee schnell Schnee Du bleiches Reh 

 

Eröffnung: Sonntag, 15. Dezember 2013, 11 Uhr

 

In filmischen Arbeiten, Fotografien und Installationen entwirft Stefan Panhans (*1967) Bildwelten zwischen Dokumentation und Künstlichkeit. Artikel aus der urbanen Konsumwelt, wie Markenturnschuhe, Fitnessgeräte oder Müslimischungen dienen als Requisiten in fotografischen Stillleben oder sind Teil einer akribischen Ausstattung für Videosets. In diesen Szenarien bewegen sich maskenhafte Kunstfiguren - offenbar verloren zwischen Lifestyle, Selbstoptimierung und Medienhype.

 

Die Videos von Stefan Panhans sind jeweils in einer Einstellung gedreht. Sie folgen dabei keiner narrativen Logik. Die Konzentration liegt auf einer bildlichen Sprache und sorgsam inszenierten Monologen und Dialogen. Häufig kommen Samplingtechniken zum Einsatz, die Werbeslogans, Slangausdrücke oder Marketingsprache aufnehmen. In dem Video „Sieben bis Zehn Milionen“ beispielsweise schildert eine Person in rasendem Tempo die Komplikationen beim Einkauf von technischen Geräten. Erst beim zweiten Blick entpuppt sich das Gesicht des sprechenden Mannes, gehüllt in eine modische Pelzkragenkapuze, als Frau. In ambivalenten Bildern, die hinter ihrer oberflächlich glänzenden Werbeoptik mehrere Ebenen verbergen, wird der Betrachter selbst manipuliert.

 

Das Video „Sorry“ enthält fast keine Sprache. Er spielt in einem überfüllten ICE-Großraumwagen. Menschen drängen aneinander vorbei und steigen über grellbunte Gepäckansammlungen. Ein alltägliches Bild in der 2. Klasse der Deutschen Bahn – wären die Personen nicht allesamt nach Vorbildern der Kunst- und Medienwelt überzogen kostümiert. Dinge die scheinbar nicht zusammen passen, fügen sich zu einem opulenten Zeitbild.

 

Die Ausstellung der Villa Merkel zeigt außerdem mehrere Videoarbeiten. Im Rahmen der Ausstellung wird ein Teil der Villa Merkel selbst zum Setting für ein neues Video von Stefan Panhans. Das Setting bleibt bestehen, während das neu produzierte Video ab 19. Januar 2014 im Haus am Waldsee, Berlin präsentiert wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stefan Panhans lebt und arbeitet in Berlin und Hamburg.

 

 

 

Einzelausstellungen (Auswahl):

 

2014 „Too much Change is not enough“, Haus am Waldsee, Berlin; 2013 „The Long Goodbye (Pre-Afterwork-Ok-Clubset) Casino“, Projekt im öffentlichen Raum, Steintorplatz, Hamburg; „Untitled & Items for Possible Video Sets - FW Run / SORRY Homestory”, FELDBUSCHWIESNER, Berlin; 2012 „Stefan Panhans - Untitled & Items for Possible Videosets - Concrete Run”, 'Art is Concrete. And so is Truth?', Camera Austria / Steirischer Herbst, Kunsthaus Graz; 2011 „Wann kommt eigentlich der Mond raus?“, Museum für Gegenwartskunst, Siegen

 

 

 

Gruppenausstellungen (Auswahl):

 

2013 „Utopien vermeiden“, Werkleitz Biennale, Halle (Saale); „FORMER WEST, Notes from Berlin“, BAK, basis voor actuele Kunst, Utrecht; „HIS MASTER’S VOICE: Von Stimme und Sprache“, Medienkunstverein Dortmund; „FORMER WEST: Documentations, Constellations, Prospects“, Haus der Kulturen der Welt, Berlin; „In was bin ich da reingerutscht? Existenz und Identität in der Kunst", Kunsthalle zu Kiel; 2012 „Keine Zeit – Erschöpftes Selbst/ Entgrenztes Können“, Belvedere 21er Haus, Wien; „Uncanny Home“, Corridor, Reykjavik; „Über die Dinge“, Kulturstiftung Schloss Agathenburg; 2011 „Von der Sehnsucht nach Glanz und Gloria“, (Videoscreening), Museum Ludwig /ISEA2011I Istanbul; „Schon wieder und noch mal – Handlungsspielräume?“, Kunstverein Medienturm, Graz; „Schlaf und Traum. Für eine Praxis des Horizontalen“, Shedhalle, Zürich

Stefan Panhans<br/>Sieben bis Zehn Millionen, 2005<br/>HDV, 16:9, Farbe, Ton, 5:30 Min.<br/>Installationsansicht „Former West: Documents, Constellations, Prospects“, Haus der Kulturen der Welt, Berlin<br/>Foto: Marcus Lieberenz<br/>Stefan Panhans / Feldbuschwiesner, Berlin / Galerie Dorothea Schlueter, Hamburg

Stefan Panhans<br/>Produktionsstill vom Videodreh der neuen Videoarbeit „Hollow Snow White II“ in der Villa Merkel, Esslingen, 2013<br/>Diverse Materialien<br/>Foto: Stefan Panhans<br/>Stefan Panhans / Feldbuschwiesner, Berlin / Galerie Dorothea Schlueter, Hamburg

Stefan Panhans<br/>Items for Possible Video Sets #1(Bones), 2009<br/>C-Print, 60 x 40 cm<br/>Stefan Panhans / Feldbuschwiesner, Berlin / Galerie Dorothea Schlueter, Hamburg

Stefan Panhans<br/>Items for Possible Video Sets #27, 2011<br/>C-Print, 80 x 53 cm<br/>Stefan Panhans / Feldbuschwiesner, Berlin / Galerie Dorothea Schlueter, Hamburg

Stefan Panhans<br/>Items for Possible Video Sets #2(Bones), 2010<br/>C-Print, 50 x 75 cm<br/>Stefan Panhans / Feldbuschwiesner, Berlin / Galerie Dorothea Schlueter, Hamburg

Stefan Panhans<br/>The Long Goodbye, 2013<br/>Videostill<br/>HDV, 3:2, Farbe, Ton, 25:00 Min.<br/>Stefan Panhans / Feldbuschwiesner, Berlin / Galerie Dorothea Schlueter, Hamburg

Mit freundlicher Unterstützung von